Das beigefügte Bild zeigt die Mitglieder des Genossenschaftsführungskreises (=Aufsichtsrat und Vorstand) der BEG-58, von links nach rechts: Anke Rudat, Peter Modrei, André Fastenrath, Beate Petersen, Roland Kirsten, Martin Bergmann, Rolf Weber und Peter Asmuth

Klimaschutz vor Geld

Die BEG-58 lebt es (vor)

Die diesjährige Generalversammlung der Bürger-Energie-Genossenschaft 58 (BEG-58) eröffnete Beate Petersen als deren Aufsichtsrats-Vorsitzende. Zur Einstimmung zeigte sie die Dringlichkeit eines Wandels aufgrund der fortschreitenden Klimakrise auf. Als Geschäftsführer der Lichtburg, die auch Mitglied der BEG-58 ist, stellte Marcus Boenig die vielfältigen Aktivitäten zur energetischen Sanierung des Veranstaltungsortes Stadtsaal Wetter vor. So vorbereitet wurden von den 74 anwesenden Mitgliedern wichtige Themen zur weiteren Entwicklung der BEG-58 diskutiert und entschieden.

Trotz unentgeltlicher Arbeit bei Projektierung und Verwaltung ist es seit einiger Zeit wirtschaftlich nicht mehr möglich, Photovoltaik (PV)-Anlagen auf angemieteten Dächern zu realisieren. Während beim Einfamilienhaus sich PV-Anlagen durch den Selbstverbrauch des solar erzeugten Stroms gut rechnen, ist es der BEG-58 bei der derzeitigen Gesetzeslage praktisch nicht möglich, den Strom an Mieter zu verkaufen, um so die ständig sinkenden Einspeisevergütungen auszugleichen.

Mit der im Jahr 2020 eingeführte Mitmach-Photovoltaik, bei der die BEG-58-Mitglieder beim Bau von Photovoltaikanlagen die Solarteure unterstützen und damit die unentgeltlich geleisteten Jahresarbeitsstunden auf 6.000 steigerten, in Verbindung mit günstigen Mitgliederdarlehen konnte gegengesteuert werden. Dennoch gab es einige Projekte, die über 20 Jahre nur kostendeckend arbeiten oder geringfügig darunter liegen. Bei anderen Unternehmen hat dies zur Einstellung beim Bau weiterer PV-Anlagen geführt. Bei der BEG-58 wurde auf der Generalversammlung dagegen die Frage diskutiert, ob in Anbetracht der obigen Sachverhalte weiter PV-Anlagen gebaut werden sollen.

Die Mitglieder haben sich für den Klimaschutz entschieden: Aufgrund der aktuellen durchschnittlichen Rendite von 3,54% über alle 127 PV-Anlagen dürfen in den nächsten 2 Jahren PV-Anlagen bis zu einer Gesamtleistung von 1.500 kWp auch mit Minus-Renditen gebaut werden! Dazu wurde zudem die bisher angestrebte durchschnittliche Rendite von >3% auf >2,5% gesenkt. Bei der Entscheidung stach das Argument, dass die Mitarbeit an der Energiewende Spaß 1macht und als bereichernd empfunden wird, hervor. Eine Teilnehmerin drückte es so aus:

„Beim Bau der PV-Anlage auf der Schule mitzuwirken, auf die ich gegangen bin, gibt mir ein gutes Gefühl und die Identifikation mit der BEG-58 steigt.“

Der Vorstand bedankte sich für das Votum, das mit 92% Zustimmung gefasst wurde, und ist jetzt auf der Suche nach weiteren Dächern.

Neben der Frage der Wirtschaftlichkeit der PV-Anlagen wurde auch darüber diskutiert, wie sich die BEG-58 zu geplanten Windkraftanlagen (WKA) in der Region verhalten will. Hier gab es eine noch höhere Zustimmung zu dem Beschlussantrag des Vorstandes, wonach zukünftig auch in genehmigte und geeignete Windkraftanlagen investiert werden könnte: „Die BEG-58 unterstützt gezielt neue Windkraftprojekte in unserer Region öffentlich und beteiligt sich auch finanziell, insofern sich wirtschaftliche Möglichkeiten ergeben.“ Einzelne Stimmen gab es, die darauf hinwiesen, dass WKA im persönlichen Wohnumfeld eher kritisch gesehen werden und von daher das Thema sehr sensibel zu handhaben sei. Dies sagte der neu in den Aufsichtsrat gewählte Peter Asmuth zu, der als ehemaliger Vorstand bei den Stadtwerken Aachen bereits für den Bau von rund 100 Megawatt Windkraftanlagen verantwortlich war.

Neben dem weiter auch am Gemeinwohl und dem Umstieg auf Energie aus erneuerbaren Quellen ausgerichteten genossenschaftlichen Satzungszweck ist die BEG-58 abermals Vorreiter in der Region: Gemäß Mitglieder-Beschluss aus 2018 erfolgt erstmals eine CO2-Kompensation: Mit Hilfe/Unterstützung der AVU wird der entstandene CO2-Fußabdruck der Generalversammlung ausgeglichen. Hierzu wurden insbesondere der Anreiseweg der Besucher*innen erfragt: Dabei kamen 516 Km zustande, die sich aus 40x mit PKW sowie 10x mit Bus oder Bahn ergaben. Zusätzlich wurde der geschätzte Energieaufwand der Räumlichkeiten sowie des ökologischen Caterings ermittelt. Dies ergab einen CO2-Fußabdruck von 665 Kg. Auch für den Energieversorger ist es eine Premiere, die Kompensation für eine Veranstaltung berechnen zu lassen. Wer sich genauer informieren will oder sogar die eigene CO2-Bilanz aufstellen möchte, schaue bitte bei http://www.avu.de/kompensation vorbei.

Natürlich gab es auch ganz normale Vorgänge auf der Generalversammlung:

  • Personalien:
    Die Mitglieder der Gremien Aufsichtsrat und Vorstand wurden auch im Rahmen der Generalversammlung 2021 von den Genossenschafts-Mitgliedern wieder dankend entlastet. Beate Petersen und André Fastenrath wurden einstimmig in den Aufsichtsrat – und erstere in der anschließenden Aufsichtsratssitzung zur Vorsitzenden – wiedergewählt. Großer Dank wurde auch allen 64 unentgeltlich tätigen BEG-58 Aktiven ausgesprochen.
  • betriebswirtschaftliches Ergebnis:
    Auch dieses Jahresergebnis konnte sich mit einem Gewinn von knapp 85.000 € sehen lassen. Es wurde eine Dividende von 3,2% beschlossen. Damit stieg die durchschnittliche Dividende seit Gründung der BEG-58 vor 11 Jahren auf 2,3%.
  • Gesellschaftliche Effekte – wie z.B. regionale Wertschöpfung:
    Die abgeführten Dachmieten und Gewerbesteuern steigen kontinuierlich: Für 2020 wurden 37.532 € zur regionalen Entwicklung beigesteuert.

Das beigefügte Bild zeigt die Mitglieder des Genossenschaftsführungskreises (=Aufsichtsrat und Vorstand) der BEG-58, von links nach rechts: Anke Rudat, Peter Modrei, André Fastenrath, Beate Petersen, Roland Kirsten, Martin Bergmann, Rolf Weber und Peter Asmuth.