Ein Vortrag mit dieser Überschrift wurde auf der letzten Generalversammlung vorgestellt. Eines der Ergebnisse: Hier werden in Zukunft Mitglieder über ihre Erfahrungen zu dem neu gewählten Thema „Nachhaltig handeln“ berichten. Wer hat eigene Erfahrungen, die gerne geteilt werden könnten? Wir freuen uns auf die Kontaktaufnahme unter NachhaltigHandeln@beg-58.de.
Uns leiten dabei folgende Ideen:
- „Nicht wer wenig hat, sondern wer viel wünscht, ist arm“ (Lucius An-naeus Seneca)
- „Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jeder-manns Gier“ (Mahatma Ghandi)
- „Souverän ist nicht, wer viel hat, sondern wer wenig benötigt“ (Nico Paech)“
Zu den Beiträgen:
- Weniger ist mehr (Jürgen Rogall, 13.02.2025)
- Ein Lob der Reduktion (Carla Modrei, 08.02.2025)
- Ohne Auto geht auch (Rolf Weber, 13.02.2025)
- Nachhaltig handeln – für eine Kultur des Genug (Joachim Schröer, 17.02.2025
Weniger ist mehr
„Weniger ist mehr“. Nettes Wortspiel. Schon tausendmal gehört. Links rein, rechts raus. So ging es mir auch. Trotzdem habe ich dann überlegt, ob mir dieser Spruch im Alltag nicht doch ganz praktisch helfen kann und ich habe tatsächlich zwei Erkenntnisse gewonnen.
1) Die Konzentration sollte auf das MEHR liegen. Mit WENIGER kann man in der Regel Menschen nicht motivieren. Ein positives Zukunftsbild führt zu entsprechenden Aktivitäten. Und das Zukunftsbild darf ruhig ein wenig egoistisch sein. Man muss nicht gleich die ganze Welt retten (auch wenn eine Verbesserung des gemeinschaftlichen Wohls oft mit einhergeht). Was meine ich damit? Zum Beispiel: Weniger Fleisch essen führt zu besserer individueller Gesundheit, zu einem besseren Wohlbefinden, zu besserer Fitness etc. Oder: Weniger Autofahren führt zu mehr Gelassenheit, mehr Bewegung und übrigens auch zu mehr finanzieller Ersparnis.
2) Die zweite Überlegung ist: WENIGER heißt nicht „gar nicht“. Wir müssen nicht immer direkt perfekt sein. Das ist oft gar nicht möglich und zu ambitioniert und führt zu Frustergebnissen, so dass am Ende das Vorhaben ganz aufgegeben wird. Ich will das an meinem persönlichen Vorgehen im Bereich des Autofahrens erklären. Vorab zugegeben: Ich habe immer noch ein Auto (zusammen mit meiner Frau, früher hatten wir allerdings jeder ein Auto;)) und wir fahren dieses Auto auch. Wir sind da nicht perfekt. Für bestimmte Wege, zu bestimmten Uhrzeiten etc. nutzen wir das Auto. ABER: Wir überlegen jetzt immer, ob das wirklich notwendig ist. Erstens kann man mal überlegen, ob man bestimmte Fahrten denn wirklich unbedingt braucht. Muss man wirklich im Centro einkaufen oder tut es nicht auch der lokale Einzelhandel, den man zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichen kann. Wenn es denn das Centro sein soll, muss ich da mit dem Auto hinfahren oder kann ich auch mit Öffis fahren? (Geheimnis: Es geht). Und so kann man auch z.B. bei Urlaubsreisen vorgehen. Muss es wirklich die Flugreise sein, muss es wirklich das Auto sein oder geht nicht (zumindest ab und zu) auch die Bahn (auch wenn ich mich schon oft über die Bahn geärgert habe, habe ich mein Ziel immer erreicht).
Ein weiterer Vorteil der Fahrt mit Öffis ist, dass man geistig fit bleibt. Man muss Fahrpläne studieren, Umsteigezeiten kalkulieren und natürlich auch das richtige (preiswerte?) Ticket finden. Hier habe ich einen kleinen Tipp: Wenn ihr in NRW mit Öffis unterwegs sein wollt, dann nutzt auf jeden Fall den eezy-Tarif. Das geht einfach mit dem Smartphone: Einchecken beim Einsteigen, Auschecken beim Ausstieg und ihr bezahlt nur die Luftlinienentfernung. Man zahlt dabei nie mehr als ein entsprechendes Einzelticket, meist deutlich weniger. Vor allem muss man sich nicht um das richtige Ticket Gedanken machen. Welche Preisstufe? Wie ist der Übergang vom VRR in den VRS? Alles nicht nötig. Und der Clou ist, dass es eine Preisbremse gibt. Ihr zahlt nie mehr als das Deutschland-Ticket im Monat kostet (also aktuell 58€). Wer mehr wissen will: https://eezy.nrw/
13.02.2025, Jürgen Rogall
Ein Lob der Reduktion
Wer die Angst etwas zu verpassen abschüttelt und sich der Möglichkeit der Konsumflut entzieht, gewinnt Genuss und Glück zurück. (Niko Paech)
Also versuche ich in diesem Sinn nicht mehr nur ohnmächtig den Entwicklungen u.a. bezüglich der Umwelt zuzuschauen, sondern selber Verantwortung zu übernehmen, wenn ich auch erst mal im kleinen Rahmen starte.
Seitdem ich studienbedingt Schlachthof, Geflügelmastanlagen, große Rinderbetriebe etc. kennenlernen durfte, habe ich viel Tierleid gesehen. Für mich ist diese industrielle Tierhaltung nicht mehr akzeptabel, sowohl was das Tierwohl angeht als auch die Umweltbelastung.
In meiner Familie wird deshalb sehr wenig Fleisch gegessen, mindestens in Bioqualität oder besser noch aus uns bekannter Haltung. Da wir oft mit Freunden gemeinsam kochen wird über das Thema vegetarisch/vegan viel geredet und man stellt so doch immer wieder fest, dass eine fleischlose Ernährung durchaus umsetzbar und lecker ist.
2024 habe ich an einem Projekt 333 teilgenommen: d.h. 3 Monate mit 33 Kleidungsstücken im Kleiderschrank auszukommen.
Durch die begrenzte Auswahl habe ich
1. Festgestellt, welche Mengen an Kleidung ich tatsächlich besitze
2. Einen sehr übersichtlich sortierten Kleiderschrank erhalten
3. Gemerkt, dass man auch, sogar sehr gut, mit wenig Kleidungsstücken auskommt
Das Projekt hat dazu geführt, dass ich mir 2024 nur ein Kleidungsstück und ein Paar Schuhe gekauft habe.
Dieser Versuch hat zu vielen Diskussionen vor allem im weiblichen Umfeld geführt – und schlussendlich bewirkt, dass ich dieses Projekt fortsetze und auch in ganz andere Bereiche übertrage.
– weniger ist halt oft mehr.
08.02.2025, Carla Modrei
Ohne Auto geht auch
1997 hatten wir an einer Aktion des Verkehrsclubs Deutschland teilgenommen: Die Tage eines Monats wurden dabei von 1 bis 31 in Form einer Tanne abgebildet. Für jeden Tag, an dem das Auto benutzt wurde, haben wir den Tag mit schwarz und die Tage ohne Auto mit grün gemarkert. Unsere „Mobilitätssensibilität“ wurde dadurch gestärkt. Ab 2002 führte dies dazu, dass ich nicht mehr mit dem Auto zur Arbeit gefahren bin, sondern mit dem ÖPNV. Das dauerte je Fahrt 30 Minuten länger und hat mir viel gebracht: Lesezeit, Fitness durch den 12 Minuten-Fußweg zum Wetteraner Bahnhof und vor allem habe ich neue Bekanntschaften geschlossen und konnte interessante Gespräche führen. Nachdem in 2009 die jährliche Fahrleistung unseres Autos von ursprünglich 15.000 Km auf 3.000 Km abgenommen hatte und eine größere Reparatur anstand, sind wir vollständig auf den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) umgestiegen. Hilfreich dabei sind neben dem nahe gelegenen Bahnhof zwei noch näher gelegene Bushaltestellen, von denen aus wir direkt in die Nachbarstädte fahren können.
13.02.2025, Rolf Weber
Nachhaltig handeln – für eine Kultur des Genug und einen Fokus auf das Wesentliche
Quer durch die Geschichte der Menschheit wussten schon schlaue Geister, dass die Gier, also das „mehr haben wollen“, der Feind der Genügsamkeit und letztendlich der Lebenszufriedenheit ist. Wir Menschen vergleichen uns häufig mit anderen, und beziehen vordergründig Befriedigung und Selbstbestätigung daraus, bei diesem Vergleich besser da zu stehen, auch gerade in Bezug auf Besitz.
Für mich ist ein grundlegendes Prinzip nachhaltigen Handelns und speziell des nachhaltigen Konsums in unserer Wohlstandsgesellschaft, nur die Dinge zu erwerben, die man auch wirklich benötigt.
Diese Beschränkung auf das Wesentliche ist viel einfacher gesagt als getan, gerade wenn die Werbung einem auf Schritt und Tritt attraktive Schnäppchen und Deals anbietet oder im Bekanntenkreis wieder jemand zeigt, was sie oder er gerade tolles erworben hat. Nichtsdestotrotz habe ich für mich persönlich herausgefunden, dass ich wirklich gut mit weniger Dingen klar komme und dies mein Leben häufig sogar einfacher macht.
Wenn ich dann doch etwas Neues erwerben ‚muss‘, so habe ich bisher versucht, dafür mindestens ein Teil aus meinem Fundus zu ‚entsorgen‘, um meinen Besitz an Dingen nicht noch zu vergrößern. Seit Anfang dieses Jahres habe ich mir sogar zur Regel gemacht, dann auch noch möglichst ein weiteres Teil zu „entsorgen“, mit Fokus auf die Dinge, die ich über längere Zeit nicht gebraucht habe.
Wenn ich davon spreche, Dinge zu ‚entsorgen‘, so meine ich damit, sie möglichst einer weiteren Verwendung zuzuführen, ob durch Verkauf oder Verschenken (z.B. bei Kleidung oder Büchern).
In einem zweiten Schritt versuche ich dann meine verbleibenden Dinge möglichst lange zu verwenden, bevor ich sie durch neue ersetze, auch wenn sie vielleicht nicht mehr der neuesten Mode bzw. Technik entsprechen. Dafür versuche ich, Produkte auszuwählen, die eine möglichst lange Lebensdauer ermöglichen, was letztendlich häufig auch günstiger ist.
Dieses Prinzip versuche ich möglichst umfassend anzuwenden, z.B. bei Kleidung (keine „fast-fashion“) oder anderen Gegenständen des täglichen Gebrauchs. Auch kann man Dinge häufig noch einer zweiten Verwendung zuführen bzw. direkt selbst gebrauchte Dinge erwerben.
Dieses Vorgehen mag sich ungewohnt anhören, aber es ist definitiv einen Versuch wert und nach meiner Erfahrung nicht nur für die Umwelt sondern auch für einen selbst ein Gewinn!
17.02.2025, Joachim Schröer